„Kirchliche Friedhöfe sind immer schon Orte des Lebens, denn sie bezeugen die Hoffnung auf Gott, der das Leben – trotz aller Vergänglichkeit – trägt und erhält“, sagte Präses Dr. h.c. Annette Kurschus zur Auftaktveranstaltung des Projekts am 25. Juni 2021. „Das Projekt zur Biodiversität auf Friedhöfen erdet und vertieft diese Hoffnung. Denn Gott ist ein Freund des Lebens und wir haben zu lernen, dass seine Lebenslust nicht nur uns Menschen, sondern allen Geschöpfen gilt“, so die leitende Theologin der EKvW.
Die westfälische Landeskirche, die das Projekt im Verbund mit dem Erzbistum Köln und der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers umsetzt, legt ihren Schwerpunkt bewusst auf die kirchlichen Friedhöfe. „Sie sind wichtige Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen in Siedlungen und zugleich Ruheoasen inmitten des Lebens“, sagte Landeskirchenrat Martin Bock, zuständiger Dezernent für das Friedhofswesen. Es gehe jetzt darum, Friedhöfe zu Oasen der biologischen Vielfalt weiterzuentwickeln.
„Nachhaltigkeit braucht große Visionen und auf den ersten Blick unscheinbare Taten“, wie Landeskirchenrat Dr. Jan-Dirk Döhling, Dezernent für gesellschaftliche Verantwortung der westfälischen Landeskirche, erklärte. „Und sie braucht Orte, wo im je eigenen Umfeld Veränderung erlebbar und eine neue Sorgfalt für die Vielfalt der Schöpfung gemeinsam eingeübt wird.“
In den kommenden fünf Jahren bekommen zahlreiche Kirchengemeinden aus der EKvW Gelegenheit, ihre Friedhöfe aufzuwerten. Für alle drei Verbundpartner des Gesamtprojekts stellt der Bund insgesamt rund 3,5 Millionen Euro als Förderung bereit. Ganz praktisch hat das Projekt mit einer Begehung des Evangelischen Friedhofs in Gütersloh begonnen. Hier gibt es bereits kleine Biotope, die auf den ersten Blick wie vergessene Flächen wirken. Die Gärtner mähen die ungenutzten Flächen aber bewusst nicht regelmäßig, damit Magerwiesen entstehen können, wo seltene Wildbienen zwischen Moos und Ferkelkraut ihre Höhlen graben. An einer alten Mauer filtern Flechten den Feinstaub aus der Luft, zwischen historischen Grabsteinen blüht eine Wiese, am Wasserbecken schwirren Libellen und ein abgestorbener Baumstumpf bietet Lebensraum für Pilze. Wer selbst eine Grabstätte pflegt, kann mit heimischen Pflanzen und torffreier Gartenerde dazu beitragen, den Friedhof vielfältiger und nachhaltiger zu gestalten.
Wichtig ist eine gute Aufklärung der Friedhofsbesucher*innen, damit die naturbelassenen Flächen nicht als Vernachlässigung wahrgenommen werden. Deshalb setzt der BiodiversitätsCheck auch auf Ehrenamtliche, die als Schöpfungsbotschafter*innen ausgebildet werden und so einen wichtigen Beitrag als Multiplikator*innen leisten. Fachexpertise bringen Biologische Stationen aus NRW und eigene Fachreferent*innen aus dem Institut für Kirche und Gesellschaft ins Projekt ein. Am Ende sollen modellhafte, erprobte Ideen aus rund 170 Kirchengemeinden der drei Projektpartner zeigen, wie Kirchenflächen zu „Knotenpunkten urbaner grüner Infrastruktur“ werden können, so die Projektbeschreibung des Bundesamts für Naturschutz.
Carina Völker, Projektleiterin
Dr. Gunnar Waesch, stellvertretender Projektleiter
Carina Völker
Dipl.-Geografin | Landschaftsökologin
Institut für Kirche und Gesellschaft der EKvW
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