Den Frieden gefährden immer nur die andern, und sie sind es, die der Gegenseite, die Pflicht zum Kampf, zur Verteidigung, zu Rüstung und Abschreckung aufzwingen.
‚Frösch müssen Störch haben‘ so formuliert es Martin Luther in seiner Schrift über die weltliche Obrigkeit, die mit Gewalt „die böse Welt“ und deren Gewalttaten niederhalten, begrenzen und beenden solle.
Das war lange nicht so plausibel und so selbsterklärend wie in diesen Zeiten, wo sich der brutale Eroberungs- und Vernichtungskrieg Nazideutschlands und sein militärisch herbeigeführtes Ende zum achtzigsten Mal jähren, wo sich der Terrorüberfall der Hamas auf Israel zum zweiten Mal jährt und die russische Invasion der Ukraine auch im vierten Jahr qualvoll andauert.
Zugleich aber sind die Perspektiven auf die Zukunft, auf die Verhältnisse zwischen den Völkern und die Geschicke der einen Menschheit auch lange nicht so trübe gewesen, so trost-, und hoffnungslos wie derzeit, wo dies der einzig mögliche, realistisch denkbare Weg aus der Gewalt und zum Frieden sein soll.
Zumal die gewalthafte Abwehr, Begrenzung und die Beendigung der Gewalt ja stets auch die Logik der Gewalt aufnimmt, bestätigt und fortschreibt. Was bleibt übrig und wie entgehen wir dem Sog des ‚immer so weiter‘?

Der biblische Begriff des Shalom meint mehr als die Abwesenheit von Krieg. Er lässt „Frieden“ früher und tiefer beginnen als in der notwendigen Eindämmung von Gewalt – und er betont die Friedensmacht eines und einer jeden.
„Wer Frieden sucht
wird den anderen suchen
wird Zuhören lernen
wird das Vergeben üben
wird das Verdammen aufgeben
wird vorgefasste Meinungen zurücklassen
wird das Wagnis eingehen
wird an die Änderung des Menschen glauben
wird Hoffnung wecken
wird dem anderen entgegenkommen
wird zu seiner eigenen Schuld stehen
wird geduldig dranbleiben
wird selber vom Frieden Gottes leben -
Suchen wir den Frieden?“
so fragt und formuliert es Shalom ben Chorin, der deutsch-israelische Rabbiner und Religionswissenschaftler, der noch vor der Shoa nach Israel emigrierte und seit den 1960ern zu den ersten Akteuren des jüdisch-christlichen Dialogs wurde.
Geboren wurde er als Fritz Rosenthal, den Namen Shalom ben Chorin gab er sich selbst. Er heißt übersetzt „Frieden ist ein Kind der Freiheit“.
Kriegstüchtig zu werden, gelte es – so heißt es derzeit oft. Freiheits- und friedenstüchtig erst recht …
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Jan-Dirk Döhling

Dr. Jan-Dirk Döhling, Leiter des Instituts für Kirche und Gesellschaft
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