Die Ev. Akademie Villigst und die Ev. Kirche von Westfalen erklären zu den kritischen Anfragen in Bezug auf die Einladung eines Vertreters der in Afghanistan regierenden Taliban:
1. Wir distanzieren uns mit Nachdruck von der Rede des Taliban-Vertreters, Abdul Bari Omar, am 16.11.2023 in der DITIB-Moschee in Köln-Chorweiler. Die Verantwortlichen für die Villigster Tagung standen zu keinem Zeitpunkt mit den Verantwortlichen der Kölner Veranstaltung in Kontakt und hatten auch im Vorfeld keinerlei Kenntnis davon.
2. Die Villigster Afghanistan-Tagungen bieten seit 1984 in Deutschland und im europäischen Ausland eine zentrale und weithin geachtete Plattform für Dialog, Begegnung und Diskussion. Der langjährige Schirmherr der Tagung, Staatsminister a.D. Prof. Dr. Christoph Zöpel, betont: „Die Villigster Afghanistan-Tagungen ermöglichen seit Jahrzehnten Gespräche mit und zwischen Afghanen unterschiedlicher politischer Haltungen. Nach dem tragischen Scheitern der westlichen Afghanistan-Politik sind jetzt Gespräche zwischen Afghanen, und damit auch mit Vertretern der Taliban, in Deutschland eine der ganz wenigen deutschen Möglichkeiten, auf eine menschwürdige Entwicklung in Afghanistan hinzuwirken. Die Teilnahme von Vertretern der Taliban würde dabei nur in Abstimmung mit den zuständigen Bundesbehörden erfolgen, um Verstöße von Taliban gegen das Strafrecht in Deutschland auszuschließen“.
3. Die Einladung eines Vertreters der in Afghanistan regierenden Taliban erfolgte vor Monaten. Sie enthielt klare Vorgaben zu den Erwartungen seitens der Akademie für ein offenes und kritisches Gespräch. Mit Blick auf die augenblickliche Situation lässt sich jedoch bedauerlicherweise kein angemessenes Forum für ein offenes und kritisches Gespräch schaffen, so dass wir die Einladung des Talibanvertreters absagen.
Wir sind überzeugt: Angesichts der katastrophalen humanitären, menschenrechtlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Lage (vgl. u.a. Berichte und Studien der zuständigen UN-Institutionen), kann für die Menschen in Afghanistan nur dann eine Zukunftsperspektive entwickelt werden, wenn für alle unterschiedlichen Gruppierungen Gesprächsmöglichkeiten eröffnet werden. Die Ev. Akademie Villigst war und ist dafür ein vielfach geschätzter Ort. Auch in der Vergangenheit wurde vor allem kritischen afghanischen Stimmen ein Raum für Begegnung und Gespräch geboten.
Wir laden alle Interessierten ausdrücklich dazu ein, dies im Rahmen der diesjährigen Tagung vom 8.-9. Dezember zu suchen.
Uwe Trittmann, Studienleiter, Evangelische Akademie Villigst
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