Nutztier und Mitgeschöpf!

Tierwohl, Ernährungsethik und Nachhaltigkeit aus evangelischer Sicht

Es geht um Tierwohl und Artenvielfalt, um ökologische Nachhaltigkeit und Klimaschutz, um die Grundlagen einer gesunden Ernährung in unserer Gesellschaft und im globalen Kontext. In der Frage nach einer Ethik der Nutztierhaltung bündeln sich wie in einem Brennglas grundlegende Herausforderungen an Politik, Agrarwirtschaft und Verbraucher und Verbraucherinnen. Die Debatte darüber hat längst begonnen und verändert in Teilen schon jetzt das Konsumverhalten. Der vollständige Verzicht auf Fleisch ist dabei nur eine Option. Viele werden auch in Zukunft nicht auf Fleisch verzichten, aber sie wollen, dass es den Tieren bis zur Schlachtung gut geht.

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Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist der Überzeugung, dass die ethische Debatte über diese Fragen in Kirche und Gesellschaft in einer neuen Radikalität fortgeführt, vertieft und verbreitert werden muss. Es geht um nichts Geringeres als um eine Revision unseres Verhältnisses zur belebten Natur und die Frage der Zukunftsfähigkeit unserer Modelle von Fleischkonsum, Ernährung und Landwirtschaft in weltweiter Perspektive. Das Novum der hier vorgestellten Studie der Kammer für nachhaltige Entwicklung bezieht sich damit vor allem auf eine enge Kopplung von tierethischen, ernährungsethischen, ökologisch-nachhaltigkeitsbezogenen und global-entwicklungspolitischen Gesichtspunkten.

Aus evangelischer Perspektive möchten wir eine Ethik der Mitgeschöpflichkeit im Mensch-Tier-Verhältnis in das gesamtgesellschaftliche Gespräch einbringen. Hinter der Frage „Was ist das Tier?“ steht auch die Frage „Was ist der Mensch?“ Die Bibel liefert dabei keine Schnellrezepte für eine tierethisch und ökologisch orientierte Agrarwende von heute – wohl aber beinhaltet sie einen eindeutigen Richtungsimpuls, der auf Gewaltminderung im Mensch-Tier-Verhältnis zielt. Wo der Mensch Tierwohl und Schöpfungswohl kategorisch und chronisch missachtet, gefährdet er sein eigenes Überleben. Das Tier hat seine eigene Würde und kann nicht auf ein empfindungsloses Industrieprodukt reduziert werden.

Download "Nutztier und Mitgeschöpf!" (EKD-Texte 133)

„Wo der Mensch Tierwohl und Schöpfungswohl kategorisch und chronisch missachtet, gefährdet er sein eigenes Überleben.“
Gudrun Kordecki

Dr. Gudrun Kordecki, stellvertretende Vorsitzende, EKD-Kammer für nachhaltige Entwicklung

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