Ökosystem Wald –
Der Beitrag der Jagd

Villigster Waldtagung 2023 - Ein Bericht

Was verrät die Tatsache, dass der Hirsch eines der gängigsten Bilder-Motive in österreichischen Schlafzimmern ist oder war? Welche Fakten, Fakes und konkrete Lösungswege gibt es im Zusammenhang mit Fragen des Wildtiermanagements? Wie geht es eigentlich dem Wald in Deutschland und wie blickt ein Tierethiker auf die Jagd? Das waren nur einige der Fragen, die die diesjährige Villigster Waldtagung in Kooperation mit der Natur- und Umweltschutzakademie NRW (NUA) und unterstützt von der Dieter Mennekes Umweltstiftung in den Blick nahm.

Dabei ging es unter dem Titel „Ökosystem Wald – Der Beitrag der Jagd“ um ein komplexes, auch konfliktbeladenes Themenfeld mit enormer Bedeutung für uns alle. Das, auch wenn die Diskussionen um die Einschätzung und den „richtigen“ Umgang mit Schalenwild, insbesondere Rehwild, nicht neu sind, wie nicht zuletzt eine bereits vor zehn Jahren stattfindende Villigster Waldtagung zum Thema Jagd zeigt.

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Nicht neu also, aber immer drängender. Die enorme Bedeutung des Ökosystems Wald insbesondere vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen wird seit einigen Jahren auch für Menschen, die nicht eng mit dem Wald verbunden sind, immer deutlicher. Gilt dies für die weltweit noch bestehenden großen Waldgebiete, so auch für unseren heimischen Wald. Unübersehbar nehmen die Herausforderungen für den Wald durch Trockenheit, Schädlinge, Brände zu. Ein resilienter, wachsender Wald liegt also in unserem ureigensten Interesse, als wichtiges Ökosystem, als Wasserregulator und Frischluftversorger, als wesentlicher Baustein, um Deutschlands Klimaziele zu erreichen, als Lieferant für den nachhaltigen Rohstoff Holz. Und, nicht zuletzt, als Erholungsraum und Wirtschaftsfaktor.

Eine Entwicklung hin zu einem resilienten Ökosystem Wald zu ermöglichen, ist ein Ziel, auf das sich alle Beteiligten schnell einigen können. Um den Weg dorthin wird gerungen, insbesondere wenn es um die Frage des Wildtierbestandes und Wildtierverbisses geht. Aber auch hier, das zeigte die Tagung, gibt es viel Willen und Kooperationen vor Ort, um die anstehenden Herausforderungen gemeinsam anzugehen.

Aus der Fülle der Beiträge und Gespräche hier nur einige Gedankensplitter: Betont wurde an den beiden Tagen immer wieder, dass Wild selbstverständlich ein zentraler Bestandteil des Ökosystems Wald ist, dass der Wildbestand und -verbiss regional spezifisch anzuschauen und zu bewerten ist, dass Wildtiermanagement – und dazu gehört wesentlich die Jagd – Arbeit bedeutet, und eine gute, auch hier wieder räumlich spezifizierte, Strategie braucht. Und es wurde deutlich, wie sehr der Wald in Europa insbesondere durch Wind, Feuer und Borkenkäferbefall geschädigt ist.

Unter anderem der Rückgriff auf den Disney-Film „Bambi“ und die hohe Verbreitung des Hirsches in (österreichischen) Schlafzimmern zeigte, dass sowohl der Wald als auch das Wild über einen hohen Symbolgehalt verfügen und daher bei auftretenden Konflikten häufig Wert- und Beziehungskonflikte im Hintergrund stehen. Wann der Mensch im Wald eher stört und wann nicht, wurde mithilfe von Studien aufgezeigt, und es wurde die sehr grundsätzliche Frage diskutiert, welche moralische Pflichten der Mensch gegenüber Wildtieren haben könnte. Auch wenn die Meinungen zu letzterem auseinandergingen: Dass die Vermeidung von Leid dabei eine zentrale Rolle spielt – und in der Aus- und Fortbildung und einer möglichen praktischen Begleitung der Jägerinnen und Jäger zentral sein muss –, war breiter Konsens. Konsens gab es auch hinsichtlich der großen Bedeutung der Kommunikation – zwischen den verschiedenen Wald- und Wildakteuren und mit Blick auf eine breite Öffentlichkeit. Im Gespräch zu bleiben, neue Erkenntnisse und unterschiedliche Perspektiven aufzunehmen, um gemeinsam das Möglichste zu tun, eine resiliente Waldentwicklung zu ermöglichen, dies war der zentrale Gedanke der Tagung.

 

 

 

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