Was hat es auf sich mit dem Glück? Was braucht es, um von einem erfüllenden, glücklichen Leben sprechen zu können? Keine ganz einfachen Fragen und daher widmet sich die Evangelische Akademie Villigst auch gleich in einer ganzen Studientagsreihe dem Thema Glück in seinen unterschiedlichen Facetten und unter den unterschiedlichsten Bedingungen. Der Auftakt gebührte dabei am 17. September dem Glück im Augenblick, dem einzigartigen Moment, dem übersprudelnden Glück, das das Herz füllt, dem ekstatischen Gefühl, das man zu vermissen beginnt, noch ehe es vorbei ist.
Der Referent
Das komplexe biologisch-neurologische Zusammenspiel, das im Kopf passiert und oft am ganzen Körper spürbar ist, wenn wir solche kurzen, hochschießenden Glücksgefühle, aber auch Vorfreude oder längere Glücksmomente empfinden, skizzierte Professor Dr. Thomas Redecker, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin und Chefarzt der Vita Nova Kliniken Bad Salzuflen. Dabei ging es auch um die Sucht und ihre rauschartigen Zustände und was diese um ein Vielfaches übersteigerten Empfindungen mit dem Körper machen.
Am Nachmittag standen philosophische Annäherungen an das Glück im Augenblick im Mittelpunkt. Glück ist ein sehr altes Thema, immer individuell verankert, aber doch auch durch die Diskurse und Rahmendeutungen der jeweiligen Zeit geprägt. Was empfinden wir als Glück, von wem erhoffen wir es? Diese Fragen stellen wir heute als Kinder unserer Zeit, so wie Menschen sie immer in ihren Zeiten stellten.
Texte voller Glück
Daher wundert es nicht, dass Philosophen sich seit vielen Jahrhunderten mit dem Glück beschäftigen, seiner Erreichbarkeit und Vergänglichkeit nachspüren. Und ihre Antworten können uns helfen, unseren eigenen Ideen, Überzeugungen und Haltungen zum Thema Glück näher zu kommen. Texte von Epikur, Auszüge aus dem Buch Kohelet (= Prediger Salomo) und Beschreibungen des – hier relativ unbekannten – italienischen Philosophen des 18. Jahrhunderts Pietro Verri zeichnen dabei ein vielschichtiges Bild, ein sich durch die Jahrhunderte ziehendes Ringen um die Frage, wie erstrebenswert, wie realistisch es ist, ein ekstatisches Glück im Leben zu suchen – und was das mit dem Sinn des Lebens zu tun hat. Den in dieser Hinsicht durchaus besonnenen oder sogar skeptischen Philosophen traten am Ende des ersten „Glückstages“ ermutigende Stimmen aus der Literatur und Musik zur Seite. Mascha Kaléko, Rainer Maria Rilke, Hilde Domin, Udo Jürgens, sie alle beschreiben das – oft unverhoffte – Finden des Glücks im Augenblick. Emanuel Geibel, ein deutscher Lyriker des 19. Jahrhunderts, hat es so beschrieben:
Es ist das Glück ein flüchtig Ding,
Und war's zu allen Tagen;
Und jagtest du um der Erde Ring,
Du möchtest es nicht erjagen.
Leg' dich lieber ins Gras voll Duft
Und singe deine Lieder;
Plötzlich vielleicht aus blauer Luft
Fällt es auf dich hernieder.
Aber dann pack' es und halt' es fest
Und plaudre nicht viel dazwischen;
Wenn du zu lang' es warten läßt,
Möcht' es dir wieder entwischen.
Das – vergängliche, aber, zum Glück auch wiederkehrende – Glück im Augenblick ist die eine Seite, die Frage nach einem Glück auf Dauer, einer Zufriedenheit, eine andere.
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WEITERE TERMINE DER STUDIENTAGE:
21. Januar 2023
Glück auf Dauer
22. April 2023
Glück im Leid
26. August 2023
Glück und Entbehrung
9. Dezember 2023
Glück durch Technik
9. März 2024
Glück und Zukunft
15. Juni 2024
Glück und Glaube