Praxistagung Flucht und Ehrenamt 2024

Am 25. Mai fand im Gemeindezentrum der Evangelischen Mariengemeinde in Dortmund die diesjährige Praxistagung zum Thema „Engagiert für Schutzsuchende in der aktuellen politischen Situation“ statt.

Eröffnet wurde der Fachtag von Pfarrer Helge Hohmann, Beauftragter für Migrationsarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen, der auf den kürzlich erschienenen „Ehrenamtsatlas NRW“ verwies. Die Zahl der Engagierten in NRW ist in den letzten zwei Jahren gestiegen. Diese Menschen setzen sich freiwillig für andere und die Gesellschaft ein. Ohne dieses wachsende Engagement kann die Aufnahme von Flüchtlingen nicht gelingen. Die aktuelle politische Debatte um die Begrenzung der Zuwanderung und die Verschärfung des Asylrechts macht diese Arbeit jedoch nicht einfacher und belastet die Ehrenamtlichen. Nur ein Fünftel der Flüchtlinge in Deutschland sind Asylsuchende, der größte Teil kommt aus der Ukraine, was in der medialen Berichterstattung oft vernachlässigt wird. Die weitere Verschärfung der Rechtslage führe zudem nicht zu einer signifikanten Erhöhung der Rückführungszahlen, sondern vor allem zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen der Schutzsuchenden in Deutschland, so Birgit Naujocks vom Flüchtlingsrat NRW.

Praxistagung

Mert Sayim von der Abschiebebeobachtung der Diakonie RWL bestätigte diese Einschätzung und ergänzte, dass die Gesetzesverschärfungen seit 2015 keine Auswirkungen auf die Zahl der Abschiebungen gehabt hätten. NRW ist mit weit über 3000 Abschiebungen Spitzenreiter unter den Bundesländern, so Sebastin Rose von der Abschiebebeobachtung NRW, und nutzt auch verstärkt die Möglichkeit, Ausreisepflichtige in Abschiebehaft zu nehmen. Dies geschehe teilweise in Einzelhaft. Beide Referenten machten deutlich, welch hoher wirtschaftlicher und personeller Aufwand für Abschiebungen betrieben wird.
In der anschließenden Podiumsdiskussion betonten alle Beteiligten (s. Foto) die große Bedeutung des Ehrenamtes bei der Begleitung und Integration von Flüchtlingen. Probleme und Hürden ergeben sich häufig beim Zugang zu den Zentralen Unterbringungseinrichtungen (ZUE). Hier haben die Engagierten den Eindruck, dass sie bewusst abgeschreckt werden sollen. Auch in der Zusammenarbeit mit den Ausländerbehörden gibt es Missverständnisse und bürokratische Fallstricke. Ehrenamtliche wollen die Zuwanderer kennenlernen, Beziehungen aufbauen und ihnen beim Ankommen helfen. Um Frustrationen zu vermeiden und Hürden abzubauen, müssen Initiativen, Behörden und Engagierte miteinander ins Gespräch kommen. So können nicht nur die unterschiedlichen Sichtweisen besser verstanden, sondern auch Prozesse optimiert werden. Darin waren sich alle Diskussionsteilnehmer*innen einig.

Mit Workshops, Worldcafé und dem üblichen Networking hatte der Tag noch einiges mehr zu bieten. Die Veranstalter*innen Train of Hope e.V., Flüchtlingsrat NRW, Diakonie RWL, Lebenswert Iserlohn e.V. und das Institut für Kirche und Gesellschaft waren zufrieden und danken allen Beteiligten.

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Julia Stäudle, Referentin für die Qualifizierung des kirchlichen Ehrenamtes in der Flüchtlingsarbeit

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Björn Rode, Referent für Ehrenamt und Bürgerschaftliches Engagement

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