Dies ist nur eine der Fragestellungen, die am 06.05. bei der Tagung Kirchenasyl – veranstaltet von dem Ökumenischen Netzwerk Asyl in der Kirche NRW, dem Ökumenischen Netzwerk zum Schutz von Flüchtlingen Bielefeld und dem Institut für Kirche und Gesellschaft – diskutiert worden ist. Sie kam insbesondere nach dem Vortrag von Benedikt Kern zum Thema „Solidarische Gastfreundschaft: Wie organisieren wir Kirchenasyle“ zum Ausdruck.
In dem einleitenden Vortrag von Dr. Julia Lis vom Institut für Theologie und Politik Münster wurde deutlich, dass die Rechte von Geflüchteten aktuell massiv eingeschränkt werden. Als Stichworte dazu nannte sie beispielsweise das Zurückweisen von Geflüchteten, noch bevor Sie die EU-Außengrenzen passieren sowie die Unterbringungsbedingungen in Sammelunterkünften/Lagern. Spontane Reaktionen von Flüchtlingsberatenden, die Einblicke in ihre alltägliche Praxis gaben, machten menschenrechtsverachtende Zustände bei EU-Einreise, NRW-Unterbringung und Abschiebung für die Tagungsteilnehmenden greifbar.
Diese zugespitzte Situation spiegelt sich wieder in der immens hohen Anzahl der Anfragen fürs Kirchenasyl, die tagtäglich bei den Gemeinden, Kirchenkreisen, beim Ökumenischen Netzwerk Asyl in der Kirche NRW und beim Institut für Kirche und Gesellschaft eingehen. Als eine „Lösung“ wurde auf der Tagung diskutiert, mehr christliche Gemeinden für die Realisierung von Kirchenasylplätzen zu gewinnen. Die Bereitschaft der Kirchengemeinden nimmt (im Vergleich zu den letzten Jahren) nicht ab – vielmehr ist der Bedarf aufgrund der skizzierten und weiter fortschreitenden Verschärfungen gestiegen. Die Tagungsteilnehmenden waren sich einig: Neben der Suche nach immer neuen Möglichkeiten, in konkreten Fällen Schutzräume zu eröffnen, muss für die flächendeckende Anwendung eines fairen Asylsystems eingestanden werden. Ziel des Kirchenasyls ist oftmals: Ein Asylverfahren in Deutschland durchlaufen dürfen, anstatt in ein anderes EU-Land zurückgeführt zu werden, in dem aus individuellen und/oder institutionalisierten Gründen Gefahren für Leib, Leben oder Freiheit bestehen.
Mit der praktischen Anbahnung und Durchführung von Kirchenasylen verbinden sich viele Fragen. Zu diesen konnten sich die Teilnehmenden der Tagung in einem World Café (= wechselnde Arbeitsgruppen) austauschen. Dazu gehörten Fragen zur Finanzierung, Gesundheitsvorsorge und Prävention sexualisierter Gewalt. An einem der World Café Tische ging es um den Umgang mit Überforderungen und die Stärkung von Resilienz. Das Vorbereitungsteam wollte mit der Tagung nicht nur Zugang zu Wissen und Vernetzungsmöglichkeiten schaffen, sondern auch Raum für Austausch, Reflexion und Stärkung für das eigene ehrenamtliche, berufliche und persönliche Engagement im Kontext Kirchenasyl geben.
Viele Teilnehmende brachten zum Ausdruck, wie sehr sie den persönlichen Austausch und die direkte Begegnung in einer Präsenzveranstaltung nach den Jahren der rein digitalen Veranstaltungen schätzen. Die Veranstaltung diente dazu, über das Kirchenasyl zu informieren und durch Input, Austausch und Vernetzung die Kirchenasylbewegung in NRW zu stärken. Der Verlauf und die Rückmeldungen der Teilnehmenden geben uns als Mitveranstaltende Anlass zur Hoffnung, dass diese Ziele erreicht werden und ermutigen dazu, auch im nächsten Jahr eine Tagung zum Thema Kirchenasyl anzubieten.
Katharina Bertelsbeck
Tel. 02304 / 755 338
katharina.bertelsbeck@kircheundgesellschaft.de
Iserlohner Straße 25
58239 Schwerte