Auftakt des zweiten Moduls
Das zweite Modul des Zertifikatsprogramms Transformationsdesigner*in begann mit einem Wiederbegegnen in der Jugendherberge Essen.
Die Teilnehmenden arbeiteten in Kleingruppen an der Vorbereitung der Diskussionsveranstaltung, die im Februar in Kooperation mit dem KlimaDiskurs.NRW in Düsseldorf stattfindet. Rollen und Aufgaben wurden verteilt, Diskussionsfragen und wichtige Themen wurden gesammelt, die an den Thementischen und in der Abschlussdiskussion nicht fehlen dürfen.
Den Abend nutzten die Teilnehmenden, um ihr gemeinsames Projekt weiterzubearbeiten, das sie während des Programmdurchlaufs entwickeln.
Neben den Inhalten des Programms war dieser partizipative Ansatz des Zertifikatsprogramms mit eigenen Projekten und der Veranstaltungsorganisation gemeinsam mit den Absolvent*innen des vorangegangenen Jahrgangs für die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW entscheidend für die Zusage der finanziellen Förderung. Durch diese kann das Programm für die Teilnehmenden kostenfrei angeboten werden.
Nachhaltige Stadtentwicklung am Samstag in Aktion
Der zweite Tag begann direkt nach dem Frühstück draußen in Aktion: die Initiative für Nachhaltigkeit führte uns durch Essen zu verschiedenen Orten, an denen eine nachhaltige Stadtentwicklung sichtbar wird. Die erste, beeindruckende Station war das Fachgeschäft für Stadtwandel in der Gemarkenstraße 72. Hier betreiben ehrenamtlich Engagierte einen Laden, der zum Treffpunkt im Stadtteil für die dort lebenden Menschen geworden ist und von dem immer neue nachhaltige Projekte ausgehen. Es gibt einen Cafébereich, der sich über Spenden trägt, Tausch- und Schenkboxen, einen Kleiderladen mit Second Hand Klamotten für kleines Geld, eine Lastenradleihstation und, was insbesondere für ältere Menschen und Kinder im Stadtteil relevant ist, eine öffentlich zugängliche, kostenlos nutzbare Toilette.
Außerdem finden in den Räumlichkeiten regelmäßige Treffen statt, wie z.B. eine Näh- und Upcycling-Gruppe, eine Fahrradwerkstatt, ein Repair-Café sowie die Treffen der Initiative für Nachhaltigkeit, wo weitere Ideen für den Stadtteil ausgetauscht und Pläne geschmiedet werden. Der neuste Plan: ab diesem Frühjahr wird es eine Rikscha geben, die ebenso wie die Lastenräder ausgeliehen werden und für Spazierfahrten genutzt werden kann.
Die Stadtführung brachte uns über weitere Stationen, wie dem Verkehrs- und Umweltzentrum am Kopstadtplatz, wo u.a. der ADFC und BUND ansässig sind, über die Anschlussstelle des RS1 (Radschnellweg 1) zu unserem Mittagessen im Unperfekthaus, wo weiter über die nachhaltige Stadtentwicklung und ihre Rolle in der sozial-ökologischen Transformation mit unseren Stadtführer*innen Martina Nies und Simon Knur diskutiert wurde.
Vertiefung und Theorie am Nachmittag
Am Nachmittag ging es in die Vertiefung. Der Referent Raphael Moser war bis vorvergangenes Jahr für das Wuppertal Institut im Forschungsbereich Stadtwandel tätig. Seitdem ist er Studiengangskoordinator des Masters of Public Policy an der NRW School of Governance. Er nahm uns mit in die Entwicklung der Stadtplanung von einer autozentrierten Sicht seit den 1950er Jahren mit der stetigen Zunahme an Automobilen hin zu heutigen Ansätzen, die den Menschen ihren Lebensraum in der Stadt zurück geben, mehr Naherholung durch Grün und durch andere Verkehrskonzepte ermöglichen wollen. Frappierend war u.a. die Erkenntnis, wie sich der Bewegungsradius von Kindern in der Stadt in den vergangenen 100 Jahren von rund 9 km auf unter 300 m verkleinert hat oder wie eine autozentrierte Stadt die sozialen Ungleichheiten hinsichtlich Gesundheit und Lebenserwartung verschärft, weil Menschen mit geringerem Einkommen häufiger an viel befahrenen Straßen leben und Lärm, Luftverschmutzung und Hitze stärker ausgesetzt sind.
In Gruppenarbeiten konnten die Teilnehmenden verschiedene Themenbereiche der Stadtplanung vertiefen, die sie anschließend der ganzen Gruppe präsentierten. Themen waren: Paris auf dem Weg zur 15-Minuten-Stadt, mit feministischer Stadtplanung zur guten Stadt für alle, Wien: coole Straßen für einen coolen Sommer und Befreiung vom Überfluss – Konzepte der Postwachstumsökonomie.
Der Referent Raphael Moser gab immer wieder praktische Einblicke in die verschiedenen Bereiche der Forschung und auch in seine praktische Arbeit durch ein Fallbeispiel: Die Teilnehmenden schlüpften in einem kurzen Planspiel in die Rollen der verschiedenen Akteur*innen bei der Umgestaltung des Neuen Grabens in Dortmund und konnten sich so in die verschiedenen Perspektiven einfühlen, die bei der nachhaltigen Umgestaltung unserer Städte berücksichtigt werden müssen.
Handwerkszeug für die Praxis
Am Sonntag ging es um praktisches Handwerkszeug: Norvisi Stanic brachte uns in einem Diskussions- und Haltungstraining zum Reflektieren über unsere eigene Rolle in Diskussionen, welcher Moderationstyp wir sind und mit welcher Haltung wir agieren möchten. Dies umfasste einige praktische Übungen und Selbstreflexion. Wir lernten Methoden kennen, um Diskussionen und Gruppensituationen zu strukturieren und zu Ergebnissen zu gelangen.
Ausblick
Das Modul II des Zertifikatsprogramms Transformationsdesigner*in unter dem Titel „Grüne Oasen in einer beschleunigten Welt - Nachhaltige Stadtplanung“ fand vom 2.-4. Februar 2024 in Essen statt. Als nächstes findet Ende Februar die von den Teilnehmenden selbst organisierte Diskussionsveranstaltung in Düsseldorf zum Thema Zukunftsfähige Mobilität für NRW statt. Das nächste Modul „It's the Economy, stupid! Wirtschaften gegen die Klimakrise“ findet in Bochum vom 8.-10. März statt. Es folgen noch zwei weitere Module zu den Themen Biodiversität und Soziales. Das Zertifikatsprogramm endet mit der feierlichen Zertifikatsverleihung am 14. Juni unter der Beteiligung der Kooperationspartner*innen vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie und den UN Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung sowie der Förderin, der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW.
Thea Jacobs
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