Kirche sein in einer unsicheren politischen Lage

Eindrücke des Besuchs der Kirchenpräsidentin Karen Georgia Thompson in der EKvW

Die erste Frau und erste Schwarze Frau Rev. Dr. Karen Georgia Thompson, die von der UCC (United Church of Christ, USA) zur Kirchenpräsidentin gewählt wurde, war Mitte November zu Gast an der Universität in Münster.

Rev. Dr. Karen Georgia Thompson, die erste Frau und erste Schwarze, der UCC (United Church of Christ, USA) war Mitte November zu Gast an der Universität Münster. Im Rahmen von ökumenischen Begegnungen hielt sie auch einen Vortrag mit dem Titel „Being church in the midst of societal transformation – perspectives from the USA“. Das Programm rund um den Besuch von Kirchenpräsidentin Thompson- wurde von der Direktorin des Seminars für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie Prof. Dr. Simone Sinn und ihrem Team vorbereitet. Die UCC ist eine Partnerkirche der EKvW. Zu der Veranstaltung kamen deshalb auch der Dezernent für Ökumene, Weltmission und kirchliche Weltverantwortung, Dr. Albrecht Philipps, Mitglieder aus dem UCC-Unterausschuss und die IKG-Referentin für Frauenpolitik und intersektionalen Feminismus, Alena Höfer.

Rev. Dr. Karen Georgia Thompson sprach in ihrem Vortrag und auch im kleineren Kreis über das Wahlergebnis in den USA und die Situation ihrer Kirche. Die UCC, eine progressive, vereinte Kirche, gehört mit zu der ersten Kirche, die queere Menschen ordiniert. Das Antirassismusprogramm der UCC hat auch die kirchliche Antirassismusarbeit in Deutschland stark beeinflusst.

Zugleich betonte Thompson, dass die UCC eine heterogene Kirche ist: „Es gibt republikanische, demokratische und gemischte Gemeinden. Und darunter sind auch Mitglieder, die Donald Trump gewählt haben.“ Sie führte weiter aus, dass Hassbürger*innen allerdings nicht in die Gottesdienste kämen. Menschen wählten Trump aus unterschiedlichen Gründen, wie die Hoffnung auf ökonomische Sicherheit, Sicherung von Jobs oder dem Thema Schwangerschaftsabbrüche. Unentschiedene Wähler*innen entschieden auf Grundlage von Themen, die ihnen wichtig seien. Das gesamte Wahlprogramm kennen sie oftmals nicht. Außerdem beeinflussten die Zunahme von Fake News und die fehlende kritische Reflexion dieser das Wahlverhalten.

Für die UCC ergäben sich aus dem Wahlergebnis und den aktuellen Entwicklungen zwei Herausforderungen: Wie kann die UCC in ihrer Unterschiedlichkeit zusammenbleiben? Und welche Rolle hat die UCC, eine Minderheitenkirche in den USA, im politischen Raum?

Die erste Reaktion der Kirchenpräsidentin nach der Wahl war der Griff zu ihrem Telefon. Sie rief die unterschiedlichen Gruppen in der UCC an und brachte sie an einen Tisch zu Beratungen. Es brauche Räume der harten Konversation und ein Wissen darüber, worin sich die einzelnen einig sind und worin nicht. Aber dann müsse man, das ist Thompson wichtig, weiter vorangehen. Darüber hinaus müsse die Kirche in dieser Zeit Seelsorge leisten für ihre Mitglieder, die voller Trauer und Angst sind. Es sei wichtig, marginalisierten Gruppen sicherere Räume und Unterstützung anzubieten. In einem Video, in dem sich Thompson nach den Wahlen an die Kirchenmitglieder wendet, betont sie, dass sich christliche Werte nicht durch aktuelle Politik verändern würden. Es sei weiterhin von größter Bedeutung, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen.

Die Rolle der Kirche sieht die Kirchenpräsidentin nicht darin, ihren Mitgliedern zu predigen, wen sie wählen sollen. Denn die damit verbundenen Gefahren werden in der Vereinnahmung des christlichen Glaubens durch einen weißen Nationalismus nur zu deutlich. Und trotzdem müsse Kirche politisch sein. Die Schrift sei voll von Prophet*innen, die ihre Herrscher kritisieren. Die UCC habe aus diesem Verständnis heraus eine prophetische Rolle. Sie müsse aufzeigen, wo Ungerechtigkeit vorherrscht, auch entgegen der populären Meinung. Denn die Menschenrechte, die Menschenwürde und der gegenseitige Respekt entsprächen der Botschaft Jesu Christi.

In Deutschland haben die Parteien in kürzester Zeit auf den Wahlkampf umgeschaltet. Das Wahlergebnis in den USA wird auch Einfluss auf die Wahlen in Deutschland haben. Die Einsichten von Rev. Dr. Karen Georgia Thompson geben vor diesem Hintergrund wichtige Impulse für ein Weiterdenken der Rolle unserer Kirche in der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Lage. Worin kann sich die prophetische Rolle der EKvW zeigen? Darüber gilt es, ins Gespräch zu kommen.

Interview mit Rev. Dr. Karen Georgia Thompson

Wir haben mit der Kirchenpräsidentin der United Church od Christ gesprochen - über die US Wahl und die Rolle der Kirche, ihre eigene Rolle und den Glauben an eine gute Zukunft:

UCC Besuch

v.l.: Professorin Dr. Simone Sinn, Direktorin des Seminars für Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie, Universität Münster, Rev. Dr. Karen Georgia Thompson, Kirchenpräsidentin der United Church of Christ (UCC), USA, Dr. Albrecht Phillips, Dezernent für Ökumene, Weltmission und kirchliche Weltverantwortung, Rev. Mark Pettis, Ecumenical and Interfaith Relations Manager der UCC, Alena Höfer, Referentin für Frauenpolitik und intersektionalen Feminismus

 

 

 

Alena Höfer_Porträt

Alena Höfer, Referentin für Frauenpolitik und intersektionalen Feminismus

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