"Höher als alle Vernunft (Phil 4,7) - Männer im Vertrauen" lautet das Jahresthema der Männerarbeit für den Männersonntag im Oktober 2023 und für Gruppenabende bis Sommer 2024. Vertrauen zu können, ist wichtig für unser seelisches Wohlbefinden und unsere Beziehungen, ob im persönlichen und privaten oder im beruflichen Bereich. Nicht zuletzt für Männer ist es wichtig, nicht nur auf die eigene Kraft und die eigenen Möglichkeiten zu vertrauen. Viele sind auf der Suche nach Verlässlichkeit in unsicheren Zeiten. Und was ist eigentlich mit Gottvertrauen? Was das Bedürfnis nach Vertrauen für die Identität von Männern und für die Arbeit mit Männern bedeutet, darüber wurde bei der Sommertagung der Männerarbeit am 17. und 18. Juni in Haus Villigst nachgedacht.
Fast 40 Personen waren dazu angereist.
Eröffnet wurde die Tagung durch Pfarrer i.R. Herbert Ritter aus Kamen, der drei neutestamentliche Texte in den Mittepunkt seiner Bibelarbeit stellte und daran verdeutlichte, dass Vertrauen und Vernunft nach christlichem Verständnis immer in den Horizont des Friedens Gottes gehören.
Landesmännerpfarrer Martin Treichel fragte in seinem Impuls nach der Vertrauenswürdigkeit von Männern. Immer wieder haben in jüngster Zeit Studien und Befragungen nachgewiesen, dass es bei vielen Männern hoch problematische Einstellungen in Sachen Gewaltbereitschaft und Geschlechterfragen gibt. Treichel sagte deshalb: „Wir müssen uns dafür einsetzen, dass Männer Orte haben, an denen sie eine andere Männlichkeit ausprobieren können. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass Männer Räume haben, an denen sie auch mit ihren schwachen Seiten gesehen werden, wo sie nicht den starken Mann markieren müssen. Und: Wir haben uns in unserem Umfeld einzumischen, wo wir frauenfeindliche Handlungen wahrnehmen, wo sexistische Sprüche gedroschen werden, wo Frauen abgewertet werden. Es ist nicht männlich, zu Gewalt zu greifen. Es ist nicht männlich, große Klappe zu haben. Und mit denen, die so reden, darf es keine klammheimliche Verbrüderung geben.“
Rüdiger Jähne, Krisen- und Gewaltberater beim Sozialdienst Katholischer Männer, fragte in seinem Beitrag danach, wem und worauf Männer vertrauen. Er berichtete aus seinen Erfahrungen im Männerberatungsnetzwerk „Echte Männer reden“. Der SKM Bundesverband hat seit 2015 ein eigenes Referat für Jungen- und Männerarbeit, um den Auf- und Ausbau der Beratungsstellen weiter voranzubringen. Über 50 Männer haben seitdem eine Weiterbildung zum Männerberater abgeschlossen oder nehmen gerade an einer solchen teil. Inzwischen gibt es Beratungsangebote an 18 Standorten. Seit 2021 können Jungen und Männer mit ihren Anliegen die Männerberatung online nutzen.
Einen ganz anderen Beitrag zum Thema „Vertrauen“ lieferte Klaus Görzel, Journalist und Reporter der Funke-Mediengruppe aus Hagen. Er fragte nach der Vertrauenswürdigkeit von Medien in Zeiten von Fake News und „alternativen Wahrheiten“. Dabei lieferte er Handwerkszeug zum selbständigen kritischen Umgang mit Texten und Fotos und plädierte für die Nutzung von Qualitätsmedien. Klar war für ihn aber auch: „Vertrauen ist das Fundament der Gesellschaft und der Schlüsselfaktor für menschliche Beziehungen. Dieser hohen Verantwortung müssen sich die Medien immer neu bewusst sein.“
Abgerundet wurde die Tagung durch Arbeitsgruppen mit autobiographischen Zugängen der Teilnehmenden und einem Sommerabend auf der Terrasse von Haus Villigst.
Im nächsten Jahr findet die Sommertagung am 15. und 16. Juni statt, wieder in Haus Villigst