Dass es beim Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft zu Nachhaltigkeit und ökologischer Verträglichkeit nicht nur um technologische Aspekte geht, wird zunehmend deutlich. Wie die Industrie mit nachhaltiger Energie laufen kann, wie wir umweltverträglich heizen und von A nach B kommen – all dies sind politische Fragen, deren Antworten von einer gesellschaftlichen Mehrheit getragen werden müssen. Und angesichts der Dringlichkeit müssen diese Antworten in sehr kurzer Zeit gefunden werden. Wie also kann eine schnelle und ambitionierte Umsteuerung hin auf Klimaneutralität in einer Demokratie, in einem Rechtsstaat, in einer Gesellschaft gelingen, die gewohnt ist, in langen Aushandlungsprozessen und noch längeren Umsetzungsschritten zu denken und zu handeln?
Um diese gesellschaftlichen Aspekte der Transformation näher zu beleuchten, veranstalten die Evangelische Akademie Villigst und die Evangelische Akademie im Rheinland in diesem Herbst und Winter die Online-Reihe „Aufbrüche und Hindernisse – Auf dem steinigen Weg eines umfassenden sozial-ökologischen Wandels“. In insgesamt 6 Terminen werden soziologische, (sozial)psychologische und mentalitäts(historische) Fragen des Wandels in den Blick genommen.
Den Auftakt machte im Oktober Klaus Dörre, Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Universität Jena, und beleuchtete die „(Un)gleichheiten in der sozialökologischen Transformation“. Er diagnostizierte dabei eine „ökonomisch-ökologische Zangenkrise“, in der wir uns befinden, denn das bislang wesentliche Mittel zur Befriedung sozialer Konflikte, das Wirtschaftswachstum, führt zu den bekannten ökologischen Problemen. Nicht nur aus diesem Grund müssten Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit zwingend zusammengedacht werden und könnten – bei aller Dringlichkeit – nicht etwa nacheinander abgearbeitet werden. Dabei die Lebensrealitäten, Ängste und Vorstellungen der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, insbesondere auch derjenigen mit geringem Einkommen, nicht aus dem Blick zu verlieren und nicht im Gestus einer moralisch-ideologischen Überlegenheit zu kommunizieren, sind Grundvoraussetzungen für eine möglichst breite Akzeptanz entsprechender politischer Maßnahmen. Klaus Dörre skizzierte mögliche Elemente eines perspektivischen „ökologischen Sozialstaates“, mit mehr Mitbestimmung, mehr öffentlichen Gütern, einer Aufwertung sozialer und sorgender Tätigkeiten und einem veränderten Produktions- und Konsumverhalten. Dass viele dieser Aspekte auch internationale Dimensionen umfassen, wurde immer wieder deutlich – und wird in der nächsten Veranstaltung der Reihe im November vertieft.
Alle Termine im Überblick:
15. November 2023:
Gesellschaft unter Transformationsdruck. Soziologische Perspektiven auf die sozial-ökologische Transformation
Prof. Dr. Maria Backhouse, Lehrstuhl für Umweltsoziologie, Universität Augsburg
5. Dezember 2023:
Persönlichkeits- statt Wirtschaftswachstum - Ohne innere Transformation keine sozial-ökologische Transformation
Prof. Dr. Marcel Hunecke, Arbeitsgruppe Umweltpsychologie in der transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung, Fachhochschule Dortmund
31. Januar 2024:
Eine langandauernde Transformation: Zur Geschichte der Nachhaltigkeit
Prof. Dr. Elke Seefried, RWTH Aachen
22. Februar 2024:
Transformation – ein langwährender Kampf
Monika Griefahn, Mitgründerin von Greenpeace Deutschland
12. März 2024:
Eine Sprache der Zuversicht?
Ulrich Grober, Publizist
Alle Termine der Reihe sind kostenfrei und finden jeweils um 19.00 Uhr via Zoom statt.
Dr. Stefanie Westermann
02304 / 755 320
stefanie.westermann@kircheundgesellschaft.de
Iserlohner Straße 25
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