Ein Café auf dem
Ev. Friedhof Haspe

Ein Café auf einem Friedhof: Pietätlos, unvorstellbar?

Die BiCK-Schöpfungsbotschafterin Karin Thoma-Zimmermann erzählt von der Entstehung des Friedhofs-Cafés in Haspe und dessen wichtige Bedeutung als Ort der Begegnung und Trauerarbeit.

Alles begann im Sommer 2022 an unserer kleinen Friedhofskapelle, die während der Sommermonate jeden Sonntagnachmittag von einem Team Ehrenamtlicher geöffnet wird. Ein Besucher erzählte weinend von seiner kurz zuvor verstorbenen Frau und ihren Koch- und Backkünsten, die er so vermisste. Spontan brachten wir zum nächsten Treffen selbstgebackene Waffeln und Kaffee mit. Eine größere Freude konnten wir ihm nicht machen, er lachte mit uns und für einen Moment schien er seinen Kummer zu vergessen.

Friedhofscafé Hagen Haspe_©Karin Thoma-Zimmermann

Schnell drangen kritische Stimmen wie „Macht ihr auf dem Friedhof Kaffeeklatsch?“ bis ins Presbyterium. Recherchen in Fachzeitschriften und im Internet zeigten, dass auf vielen Friedhöfen in Deutschland Cafés als Orte der Begegnung, des Austausches und gegen das Alleinsein geöffnet sind. Gerade in den Wintermonaten können besonders die Sonntage sehr lang und einsam sein. So wurde auch in unserer Gemeinde die Idee eines regelmäßig stattfindenden Friedhofscafés geboren.

Seitdem treffen wir uns an jedem 1. Sonntag im Monat von 15.00 – 17.00 Uhr im Raum des Friedhofsbüros, der durch seinen barrierefreien Zugang auch für Menschen mit Behinderung erreichbar ist. In der Regel kommen 20 bis 25 Gäste, bei schönem Wetter stellen wir Tische und Stühle nach draußen, genießen die Natur und die Ruhe. Wir möchten für alle „da sein“: Menschen, die die Gräber ihrer Verstorbenen besuchen, reden möchten, den Austausch mit Gleichgesinnten suchen oder sich alleine fühlen. Eine Besucherin sagte zu uns: „Ich freue mich immer sehr auf den Sonntagnachmittag, weil ich weiß, dass ihr da seid. Das tut so gut.“

Acht Ehrenamtliche planen in einer WhatsApp-Gruppe die Sonntage: „Wer kommt, wer backt Kuchen, brauchen wir Kaffee usw.?“ Häufig bringen auch die Besucher*innen Selbstgebackenes mit. Dann steht zur Freude unserer hauptamtlichen Mitarbeitenden montags für sie ein Teller mit leckerem Kuchen bereit.

Unterstützung bekommen wir durch unser Pfarrteam und unsere Kirchenmusiker, die für Gespräche, Gebete oder einen musikalischen Beitrag immer offen sind.

Das BiCK-Projekt gibt den Treffen ganz neue, spannende Impulse. Die Besucher*innen sind an allen Planungen und Veränderungen sehr interessiert, erkunden unseren Friedhof mit anderen Augen und werden selbst aktiv: Sie stellen Trinkschalen für Vögel und Insekten auf, füllen regelmäßig Wasser nach, streuen auf einer freien Grabstelle Mohnsamen aus, gießen unsere frisch gesäte Wildblumenwiese und helfen beim Pflanzen von Stauden und Obstbäumen.

So ist unser Friedhof ein wichtiger Ort des Lebens, der Begegnung, Hoffnung und Wahrung der Schöpfung.

Kontakt

Carina Völker
02304 / 755 345
carina.voelker@kircheundgesellschaft.de
Iserlohner Straße 25
58239 Schwerte